Berichte von 03/2015

Samstag, 28.03.2015

Zurück in den Anden

Nach den paar Tagen Sonne tanken an der Küste ging es wieder in die Höhe, nach Quito.

Die lange Nachtbusfahrt in die Hauptstadt habe ich gut überstanden, sodass ich am Nachmittag meine Mutter am Flughafen abholen konnte. Welch langersehntes Wiedersehen! Auch wenn ich immer noch nicht wirklich Heimweh im Sinne von Deutschland vermissen habe, so sehne ich mich schon sehr nach meinen Liebsten. Und eine davon ist jetzt noch für die letzten zwei einhalb Wochen gekommen, um mit mir Ecuador zu bereisen!!

Nach den ersten paar komischen Minuten vereint, war es dann doch wie früher. Da es logischerweise einiges zum Erzählen gab, blieben wir den ersten Abend auch im Hotel. Den nächsten Tag dann unfreiwilligerweise auch... 5 1/2 Monate passiert nichts, mein Saumagen machte mich glücklich und überhaupt keine Probleme. Ich hab alles gegessen, ohne Bedenken und ohne Folgen. Aber einmal esse ich in Quito in einem Selbstbedienungs-Restaurant etwas und schon verderbe ich mir den Magen- aber Hallo! Den Rest könnt ihr euch denken, ausgehfähig war ich dann erst wieder 1 1/2 Tage später... Sightseeing in Quito war demnach eher spärlich, wir schauten uns ein wenig die Altstadt mit dem Plaza Grande an, besuchten ein toll gestaltetes Museum über die indigene Kunst und Kultur Ecuadors ("Mindalae") und aßen im El Mosaico, genauso wie ich mit meinen Freunden vor über 5 Monaten am Anfang meines Abenteuers hier gesessen bin. Abends gingen wir im berühmt-berüchtigten Gringo-Ausgehviertel Mariscal lecker Argentinisches Rindsteak essen und im "Beerfest" ein Bierchen trinken mit den ganzen Mitvolontärinnen, die sich zufälligerweise auch gerade in Quito aufhielten. Es war noch mal sehr schön und abschließend, einen Teil vom amaZOOnico um sich herum zu haben und sich nur nach und nach von dieser unglaublichen Zeit verabschieden zu müssen.

Am Samstag machten wir einen Tagesausflug in den Norden. Etwa nach 2 Stunden Busfahrt erreicht man das Städtchen Otavalo, in dem jede Woche ein riesiger sehr bekannter Markt stattfindet. Viele Touris inklusive. Unter anderem wir, ich gebs zu. Aber erstaunlicherweise (vielleicht dank unserer recht zeitigen Ankunft), war es relativ leer und ruhig und man konnte in aller Ruhe und stundenlang mit den Händlern über die Preise verhandeln. Nachmittags fanden wir uns mit vielen Tüten und einem gähnend leeren Geldbeutel wieder. Wir sind nunmal Frauen. Und Frauen lieben Shoppen.

 

Dienstag, 24.03.2015

¡Vamos a la playa!

Nach den Tagen in den kalten Gefilden des Andenhochlandes, beschloss ich ein paar Tage mit meiner Voluntärskollegin Nora und ihrer Freundin Katja am Strand zu verbringen! Am Tag meiner Anreise verfluchte ich meinen Plan auch schon wieder, denn von Latacunga brauchte ich geschlagene 14 Stunden, um im Partystädtchen Montañita an der Küste anzukommen... Völlig deprimiert und fertig kam ich dann endlich an, zum Glück hatten die anderen beiden schon ein Zimmer für uns organisiert. Meine Wut auf alle Ecuadorianer, die auch genau an diesem Abend an die Küste pilgerten und ich circa 2 Stunden beim Umsteigen in Guayaquil unnötig wartete deswegen, verrauchte aber ganz bald als ich mit den Mädels und einem Burrito in der Hand den Strand entlangschlenderte und meine Füße in den Wellen des Pazifiks badete. 

Der erste Tag entschädigte für alles: wir verbrachten den ganzen lieben langen Tag am Strand. Badeten. Aßen Pizza. Dösten. Liesen uns die Tasche von Streunerhunden vollpinkeln. Kurz gesagt: eine Sommeridylle mit Strand, blauem Meer, Hitze und Sonne. Abends merkte ich dann, dass es ZU viel Sonne war. Ich hatte den Sonnenbrand meines Lebens (ja auch die Hanna, die immer "so schnell braun wird, was so unfair ist" kriegt heftigsten Sonnenbrand....), um den mich dann keiner mehr beneidet. Die nächsten 4 Tage sollte ich dann als Krebs umherwandeln und die Tage drauf wie eine Raupe (Danke, Mama, für dein tierisches Fachwissen...) schälen.

Am nächsten Tag mieden wir alle erst einmal bis zum Abend die höllische Äquatorsonne. Dafür lasen wir, relaxten in der Hängematte und reisten weiter nach Puerto Lopez weiter im Norden. Den Sonnenuntergang liesen wir uns trotzdem nicht entgehen und dafür wurden wir auch echt belohnt. Auch nachdem das Farbenspiel schon vorbei war, ließen wir es uns in einem Restaurant am Strand gut gehen mit Fisch aus dem 10 Meter entfernten Meer. Bei einem kleinen Drink in einem Liegestuhl ließ sich das Meer und der Strand auch ohne Gefahr eines Sonnenbrandes genießen!

Meinen letzten Tag an der Küste verbrachten wir dann aber doch noch am Strand. Dazu fuhren wir etwas nördlich von Puerto Lopez in ein geschütztes Gebiet, das sich Las Frailes nannte. Per Taximoto/Tuc-Tuc und Bus kamen wir schließlich an diesen Traum-Strand. Im Meer und im Schatten ließ sich das Leben genießen. Viel mehr lässt sich eigentlich zu diesem Tag am Strand auch nicht sagen. Leider ging auch dieser zuneige und so hieß es ein weiteres Mal für mich Riesen-Rucksack packen und mit dem Monster-Teil weiterreisen. Nach einem letzten Mal am Strand in der Sonne nahm ich nämlich den Nachtbus nach Quito. Denn der Tag darauf war schon lange heiß ersehnt und nun endlich da...!

eine rote Hanna mit einem Buckelwalskelett (nur für dich, Papa!)

 

Sonnenuntergang bei Puerto Lopez und der Strand von Las Frailes

Freitag, 20.03.2015

Latacunga

Weiter gings nach Latacunga, ein Städtchen weiter im Norden. Falls wir nun doch noch Sonnenschein haben sollten, hatten wir vor, auf die Schutzhütte des Cotopaxi-Vulkans zu wandern oder zu dem Kratersee Quilotoa. Der Wettergott meinte es aber nicht gut mit uns und so machten wir alternative Pläne. Erst einmal besuchten wir einen noch sehr original typischen ecuadorianischen Wochenmarkt im kleinen Dorf Saquisilí. Dort schlemmten wir uns auf gut Glück mit unseren Mägen durch die komplette Markthalle (im Nachhinein kann ich sagen: ich habe wohl einen Saumagen!). Bei frischen exotischen Früchten, vor unseren Augen gepressten Fruchtsäften und den ganzen Spezialitäten wir Humitas, Pinchos, Empanadas, Tortillas de maíz con queso, Fritada oder Chulpi Chocho kann man aber auch nicht Nein sagen. Außerdem legte ich mir noch einen handgemachten Poncho aus Alpakawolle zu, um den ich bisher schon ein paar Male froh war!

 

Den Abend verbrachten wir ganz Touri-Untypisch im Kino hier. Auch wenn die Handlung nicht extrem hoch war muss ich mit Stolz sagen, dass ich so gut wie alles auf Spanisch verstand. An manchen Stellen hatte ich dann aber doch noch zum Glück Kathi als Dolmetscherin neben mir sitzen.

An unserem zweiten Tag besuchten wir die Hacienda Tilipulo ein wenig auf dem Land bei Latacunga. Vor über 300 Jahren wurde sie im Kolonialstil erbaut und diente als Textilfabrik. Vor etwa 17 Jahren wollte die ecuadorianische Regierung ein Hotel daraus machen und baute an. Obwohl so gut wie alles fast fertig aussieht, wurde das ganze Projekt nie vollendet, wie so vieles hier. Jetzt kümmert sich nur noch ein Hausmeister um die ganze Anlage, sonst steht alles leer. Und ich muss sagen, das ist echt schade! Das Gut ist wunderschön verwinkelt und die kleinen Gärtchen geschmackvoll bepflanzt und gepflegt. Wir waren wirklich erstaunt wie poetisch und wunderschön dieser Ort war. Der Hausmeister wollte uns zwar zuerst nicht reinlassen, aber als er dann merkte, dass wir gut Spanisch sprachen und wirklich interessiert waren, da öffnete er uns gerne das Tor und führte uns mit Stolz in jedes einzelne Zimmer.

 

Unseren gemeinsamen Kurzurlaub in die Sierra ließen Kathi und ich schließlich bei inzwischen echt genießbaren ecuadorianischen Bier auf der Dachterasse über Latacunga ausklingen.

 

Mittwoch, 18.03.2015

Riobamba

Nach meinem Cuyabeno-Abenteuer ging es nochmal zurück nach Tena in unser angestammtes Hostel für eine Nacht. Am nächsten Tag wollte meine bisherige Reisebegleitung weiterreisen und ich wollte mit Kathi aus dem amaZOOnico ein paar Tage verbringen. Wir beschlossen sehr sehr spontan nach Riobamba zu fahren, da es zum Einen recht nah am Chimborazo, dem höchsten Vulkan/Berg von Ecuador liegt und zum Zweiten nicht so weit weg von Tena, da Kathi nach 5 Tagen ja auch wieder arbeiten muss. Also gings mit dem gängigen Transportmittel hier, dem Überlandbus los. Nach circa 5 Stunden kamen wir auch endlich an und ich war echt froh endlich in den Anden zu sein. Ich Alpenkuh hab schon ein wenig die Berge vermisst über Weihnachten und Dezember. Hier hatte ich nun meine kühlen Temperaturen.Am ersten Tag holte ich mir auch gleich noch Schnupfen und einen Sonnenbrand, da hatte wohl jemand die Höhe und die Sonneneinstrahlung unterschätzt...

Das Wetter hatte unseren Plänen aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht und so konnten wir nicht auf die Schutzhütte des Chimborazo wandern. Wir verbrachten den Nachmittag dann in einem der höchstgelegenen Dörfer Ecuadors Salinas. Dort wurde schon in den 80er Jahren gute Entwicklungshilfe geleistet und so produzieren und vermarkten die Dorfbewohner selber ihren hergestellten Käse und die Produkte aus Alpakawolle. Man muss dazu wissen, dass der herkömmliche Käse hier eine Konsistenz wie Feta hat, komisch schmeckt und zwischen den Zähnen quietscht- also nicht gerade ein Gaumenschmaus für eine, die guten schweizer Käse gewohnt ist. Der Salinerito ist aber nach Schweizer Käseverfahren hergestellt und schmeckt unglaublich lecker. Kathi und ich kauften uns erstmal einen kleinen Laib und natürlich auch noch Mützen für kalte Tage in den Anden und in Deutschland. Nachdem wir auch noch Baguette und einen bezahlbaren Rotwein aus Argentinien gefunden hatten, stand dem "Veschpern" auf dem Hotelzimmer nichts mehr im Wege!

 

Montag, 16.03.2015

Cuyabeno

Mein erstes Reiseziel war ein Nationalpark im Norden von Ecuador. Cuyabeno schützt Fläche von 600.000 Hektar mit überwiegend Primärwald. Abgesehen von fünf verschiedenen indigenen Einwohnergruppen leben hier auch noch eine Menge sehr unterschiedliche und sehenswerte Tierarten. Das Gebiet zählt sogar zu den artenreichsten der ganzen Welt! Nach den fünf Monaten Arbeit mit Tieren des Amazonasregenwaldes dachten ich und auch noch drei Mitvolontärinnen, dass es wohl ein toller Abschluss ist, all diese Tiere nochmals in freier Wildbahn zu sehen. Und so ging es für uns am Donnnerstag los mit dem Bus in den Norden Ecuadors, nach Lago Agrio. Die Stadt an sich besteht eigentlich nur aus Erdölförderung. Sehr gemütlich ist es dort nicht wirklich, da eine hohe Kriminalität herrscht, was durch die Nähe zu der kolumbianischen Südgrenze (Drogen und Aufstände!!!) zu erklären ist. Dementsprechend waren wir schon vorsichtig, aber es sollte ja sowieso nur für eine Übernachtung sein, denn am nächsten Morgen trafen wir unsere Gruppe und die Guides für unsere Dschungelexpedition. Mit dem Bus ging es nochmal weiter bis zum Eingang vom Park, von da aus kann man nur noch Kanu fahren. Und das auch gleich mal 2 Stunden. Unsere Lodge lag also ganz schön tief im Urwald- richtig toll!

Unterwegs sahen wir schon die ersten Affen in den Bäumen herumturnen und Vögel über unsere Köpfe fliegen. Die nächsten Tage erkundeten wir den Wald und dessen Bewohner fast ausschließlich vom Kanu aus. Wir fuhren gemütlich im Boot sitzend und Kamera ausgerüstet die engen Flüsse und Nebenarme entlang und bestaunten das grüne Dickicht zu beiden Seiten, die hohen Bäume von denen Lianen und Luftwurzeln wie Vorhänge ins Wasser herunterhingen und natürlich die ganzen Tiere in der Luft, in den Bäumen und im Wasser. Wir wohnten sozusagen an der Laguna Grande, einem ziemlich großen See, von dem aus wir jeden Abend den Sonnenuntergang genießen konnten und sogar badeten. Sobald es dunkel wurde suchten wir die Ufer nach Kaimanen und Schlangen ab und wurden auch jedes Mal fündig. Bei der Nachtwanderung sahen wir eine ganze Palette an Spinnen, Kröten und Heuschrecken, die allesamt echt eine beachtliche Größe annahmen.

     

Tagsüber war es wie im Paradies: alle paar Sekunden oder Minuten zeigte unser Guide auf ein anders Tier, das in fast allen Fällen echt nah war. Wir sahen mehrere Gruppen von Wollaffen (eines unserer Highlights, nachdem wir alle einen Monat in Maquisapas Allpa auf der Auswilderunsstatin gelebt haben), Zwergseidenäffchen, Nachtaffen, Tukane, Gelbbrustaras, kleinere Papageien, Hoazine (echt coole Vögel!), zwei Dreifingerfaultiere, eine Anakonda, eine Boa, riesige Schmetterlinge und die rosanen Süßwasserdelfine. Es scheint noch alles in Ordnung zu sein hier und das hat uns echt glücklich gemacht. Denn nachdem wir gesehen haben, was manche Menschen den Tieren und der Natur grausames antun, tut einem eine Bestätigung für die Arbeit in der Tierauffangstation schon echt gut.

        

Es war alles super schiffbar, da im Moment Regenzeit ist- die beste Zeit, um fast alle Tiere zu sehen (außer Schlangen, die mögen die Trockenzeit lieber). Riesige Teile des Waldes waren komplett überschwemmt und wir sind an Baumkronen auf Kopfhöhe vorbei gefahren. Das Gebiet wechselt also alle 6 Monate komplett sein Aussehen. Kein Wunder wenn der Pegel der Flüsse und Lagunen um circa 6 Meter schwankt...

Einen Morgen regnete es ziemlich heftig und so gingen wir nicht auf Tiersuche, wie sonst, denn das wäre für die Katz gewesen. Nein, wir besuchten den indigenen Stamm der Sionas. Obwohl sie sehr gut in den Tourismus heutzutage integriert sind, leben sie trotzdem noch recht traditionell. Eine Frau zeigte uns wie man das typische Essen, ein über dem Feuer gebackenes Brot aus Yucca, zubereitet. Und ein Schamane ließ uns Blasrohrschießen und erzählte uns seine Geschichte. Außerdem hatten wir noch das Vergnügen eine Tarantel auf der Hand zu halten (die machen, wenn man sie nicht stresst gar nichts. Und wenn sie beißen sollten, so ist das auch nicht sonderlich schlimm...).

  

Abgesehen von den Ausflügen im Boot sahen wir direkt von der Terasse der Lodge und vom Aussichtsturm auch eine Menge Tiere. Abgesehen von einer grandiosen Aussicht über den Regenwald bis zum Horizont waren da z.B. Papageien, Geier, Pendlervögel, Springaffen, usw.

Wir hatten also echt unser Abenteuer in einer noch heilen Welt von Amazonien und waren schon ein wenig traurig, als es dann am Montag wieder zurück in die Zivilisation ging. Es war jedoch ein unglaublicher Abschluss von der Zeit im Dschungel!

Donnerstag, 12.03.2015

Ein neues Kapitel...

... fängt jetzt mit dem Reisen an. Noch ziemlich genau 4 Wochen bleiben mir um Ecuador zu erkunden. Ich hoffe mal, es wird ein schöner Abschluss von meinem halben Jahr hier!

Donnerstag, 12.03.2015

Hasta luego amaZOOnico!

Ich habe die letzten Wochen das Internet eher gemieden, weil ich es anstrengend fande und kein Bedürfnis hatte danach. Leider hat mein Blog ein wenig darunter gelitten. Aber ich werde es so gut wie möglich nachtragen.

Die letzten Wochen ist noch so einiges passiert hier. Ich versuch die Highlights mal zusammenzufassen.

Anfang Februar schossen wir eines unserer eigener Peccaris, weil wir genug zur Nachzucht hatten und es viele Babys gab im vergangenen Jahr. Das Schwein wurde dann präpariert, wobei wir alle zuschauen durften. Mal echt interessant in der heutigen Zeit, in der nicht mehr jede Familie ihre eigenen Hühner und Schweine schlachtet und alle darüber Bescheid wissen. Viele können ja beim Schlachten oder Zerschneiden nicht zuschauen oder mithelfen, trotzdem essen sie alle Fleisch, was dann wieder etwas scheinheilig ist meiner Meinung nach. Wir aßen dann zu 30. davon am Geburtstag unserer Köchin Vero. Es war echt sehr lecker!

Andere Partys hatten wir auch noch. Ein echtes Highlight war die Ridiculous-Party, an der sich alle so bescheuert und ausgeflippt wie möglich verkleiden sollten. Kein Problem bei dem ganzen Gerümpel, was im ganzen amaZOOnico immer wieder auftaucht. Der nächste Arbeitstag war dann etwas anstrengend, v.a. weil wir ungeplant noch alle Früchte für die Tiere, unser Essen und alle Getränke morgens um 7 Uhr hochschleppen duften. Und das über 100 Treppenstufen. Mit Kater. So fängt ein Tag doch super an. Das traurigste war auch noch, dass meine drei Schützlinge an diesem wunderschönen Morgen gestorben sind. Ich war für 12 Stunden die Mami von drei wenigen Stunden alten Babyvögeln in einem Nest, das gefunden wurde. Die Chancen standen aber so schlecht, dass sie trotz meiner hingebungsvollen Pflege starben. Ich bin sogar zwei mal mitten in der Nacht aufgestanden um zu füttern. Hier schließt man die Tierchen einfach so schnell ins Herz, obwohl man weiß, dass sie so oder so sterben werden.

Zu erfreulicheren Themen: Carnaval! Auch in Ecuador ist es ein großes Fest. Für uns hieß das erst mal, dass wir einen Haufen Touris hatten und dementsprechend auch echt viel Arbeit. Am Faschingsdienstag durften wir dann auch mal feiern. Wir gingen also alle bewaffnet mit Tonnen von Farbpulver und Sprühschaum nach Ahuano, dem nächsten Dorf hier. Auf der Gemeindewiese stieg dann die Party- eine einzige Schlacht. Am Ende waren wir kunterbunt und voller Schaum. Müde machten wir uns auf den Heimweg, der erstmal über den Rio Napo führte, dann eine gute halbe Stunde Fußmarsch über die Isla Anaconda durch den Busch. Wir mussten nur noch über den Rio Arajuno übergesetzt werden, dann wären wir zu Hause gewesen. Aber stattdessen war unser Heimweg auf der anderen Flussseite beendet, da uns nämlich unser Kanu vergessen hatte. Anfangs dachten wir, es müsst bald mal kommen, nach etwa zwei Stunden richteten sich die Ersten zum Übernachten ein. Ein Lagerfeuer wurde entfacht, wir spielten Spiele um uns Abzulenken und kuschelten uns wie Pinguine aneinander, denn auch im Regenwald kann es nachts kalt werden. Vor allem da wir alle noch klitschnass waren. Gegen 2 Uhr kam dann unsere Rettung in Form eines Kanus mit Don Victor drin. Nach einer mehr oder weniger (eher letzteres) gründlichen Dusche ging es immer noch farbig und todmüde ins Bett.

 

Meine freien Tage habe ich natürlich auch nochmal voll ausgenutzt. Ich habe entweder Wäsche gewaschen (per Hand...) oder mir einen schönen Tag gemacht mit Lesen, Schreiben, Tiere fotografieren, Filme schauen, Kochen und mehrmals am Tag in unseren Fluss wortwörtlich vor der Haustür springen und sich erfrischen. Aber die Umgebung hab ich auch noch erkundet. Einen Tag haben Kathi und ich unseren Kumpel Niko bei seiner Gastfamilie auf der Isla Anaconda, sprich anderen Flussseite besucht. Er ist mit einer Organisation hier und durfte deswegen für ein paar Wochen bei einem Arbeiter des amaZOOnicos leben. Es war ein super Tag und wir hatten tolle und bewegende Einblicke in das Familienleben von Edison.

Niko beim Einbaum-fahren

 

Edisons Haus

 

An meinen nächsten freien Tagen ging ich mit Nora und Kathi raften. Das war unglaublich lustig, aber auch echter Sport. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und bekamen deshalb auch Mittagessen- Tortillas zum selber füllen am Strand (dass es nieselte verschweig ich jetzt lieber, um euch den Neid nicht zu nehmen.). Nein im Ernst: es war muy chevere (sp. Für sehr toll/cool/super). Unsere beiden Guides waren super nett und wir hatten eine Menge Spaß, auch wenn es uns bei den reißenden Stromschnellen schon öfters aus dem Boot schleuderte. Das Wasser war dann schon sehr - ähm- erfrischend. Untergegangen ist aber dank unseren super sexy Schwimmwesten und dem schicken Helm keiner.

Außerdem besuchte ich auch noch die Cascadas de Misahuallí, die Wasserfälle von Misahuallí, einer kleinen Stadt in der Nähe. Mit Bus und per Anhalter gelangten wir dorthin.Wir gingen zum Glück frühzeitig los und so hatten wir nach dem etwa halbstündigen Aufstieg alles nur für uns zwei. Es war wunderschön dort, total abgelegen, mitten im Regenwald. Der größte der Wasserfälle fiel in ein Becken mit hohen Felswänden außen herum, man war also wirklich total abgeschieden und konnte in Ruhe baden und die Sonne auf den großen Felsblöcken genießen. Und das leckere selbstgebackene Focaccia vom Vortag essen. So kann sich ein freier Tag echt aushalten lassen...

 

Nach Misahuallí selber wollten wir eigentlich gar nicht, aber wir mussten ja irgendwie wieder zurück kommen und so hielten wir trotzdem und aßen ein paar Eis am Stiel. Weshalb wir nicht dorthin wollten hatte einen Grund: es gibt eine sehr bekannte und beliebte Touristenattraktion dort: „freie“ Kapuzineraffen. Sie wohnen dort in der Stadt am Flussufer und sind einigermaßen zahm. Sie stehlen den Touristen Essen und andere Gegenstände und das finden die bescheuerten Touris immer ganz witzig. Eigentlich ist es richtige Tierquälerei, was dort betrieben wird. Denn die Affen sind nicht freiwillig dorthin gegangen, sondern sind ehemalige Haustiere, die einfach aus den Käfigen freigelassen wurden, in denen sie jahrelang gehalten wurden. Wer weiß, dass Affen allgemein sich so sehr an Menschen binden, v.a. die sehr intelligenten Kapuziner, für den ist es auch kein Wunder, dass sie nicht von einem auf den anderen Tag ohne Mensch können. Sie bleiben also bei ihnen, außer man wildert sie ordentlich und jahrelang aus. Das ist bei den Affen in Misahuallí ganz offensichtlich nicht geschehen. Und die Touris kommen ganz nah an sie hin, berühren sie, geben ihnen Süßigkeiten, jagen sie oder greifen nach ihren Babys. Die Affen sind supergestresst und komplett durchgedreht. Kathi und ich hätten am liebsten geheult und sie alle zu uns genommen, um ihnen ein bisschen Affenwürde zurückzugeben. Als ob dieses traurige Erlebnis noch nicht genug war für den sonst genialen Tag, hatten wir auf der Rückfahrt noch ein Erlebnis der anderen Art. An der Bushaltestelle trafen wir einen süßen alten Opi, der mit seinem Eisfahrradladen/Eisladenfahrrad unterwegs war. Wir kauften ihm auch eins ab, weil er so lieb war, aber es blieb uns fast im Hals stecken, als er zu predigen begann. Denn dieser nette alte Mann war von einer hirnrissigen Sekte in Ecuador. Er tat uns ja echt leid, dass er so eine Sch**** glaubte, das Geschwafel wollten wir uns trotzdem nicht anhören. Mussten wir aber, denn der blöde Bus wollte und wollte einfach nicht kommen. Für den Opi kam die Erlösung durch den Herrn schon in wenigen Tagen (deswegen wollte er uns auch noch schleunigst auf den richtigen Weg führen), unsere kam in Form des Busses. Eine gute Sache hatte die Monologs-Unterhaltung dann doch: ich hab festgestellt, dass ich fast alles verstand. Sogar dass die Russen die Hölle gefunden haben sollen und die Schreie aus diesem Loch in der Erde ganz grausam klangen konnte ich verstehen. In diesem Fall wohl eher leider...

Höllisch gut war auch unser Ausflug zu den Lagunas Azules, den Blauen Lagunen bei Tena. Nora, Kathi und mich machten uns dort einen schönen Vormittag und Mittag. Wir kletterten auf riesigen Felsen entlang des Flusses, badeten im eiskalten Wasser und genossen die verwunschenen und einsamen Plätzchen überall.

 

 

Einen zweiten Dschungelwalk mit unserem Waldhüter Ruben unternahm ich auch noch. Beim ersten Versuch haben Jana uns ja schön verlaufen auf der Suche nach seinem Haus. Inzwischen wusste ich jedoch, wo es war, dennoch wollte uns wohl das Schicksal immer noch einen Strich durch die Rechnung machen, da kein Kanu kam und wir deshalb den Bus verpassten. So konnten wir bei strammen Marsch in Richtung Rubens Haus immerhin den Morgen-Nebel über dem Regenwald bewundern. Bis uns glücklicherweise ein Camioneta (kleiner LKW/Lieferwagen) mitnahm. Wäre auch zu schade gewesen, wenn wires wieder nicht rechtzeitig zu Ruben geschafft hätten, denn es war wirklich unglaublich, was wir alles sahen. Die weniger spektakulären Entdeckungen sind Paka- (riesiges nachtaktives Nagetier) und Tapir-Spuren und viele Rufe von Tukanen und verschiedenen Papageien. Das coole war die Spur eines Riesengürteltiers, da es sehr sehr selten hier ist und wir nicht wussten, dass es überhaupt noch welche bei uns im Schutzwald gibt. Unsere Waldhüter haben auch erst einmal überhaupt eine Spur gesehen. Außerdem sahen wir eine Gruppe von fünf Mönchsschweifaffen und das gleich drei Mal. Einmal sah ich einem direkt in sein Gesicht und er mir, bevor er schnell abhaute. Das war echt richtig cool!

 

eine haarige Raupe

 

Und jetzt heißt es schon wieder Abschied nehmen. Kaum zu glauben, aber meine Tage als Volontärin im amaZOOnico sind gezählt. Wie konnte das nur passieren, ich bin doch gerade erst angekommen?! Und gleichzeitig kommt mir meine Ankunft schon wieder so ewig her vor. Mein Abenteuer hier im Regenwald mit den Tieren erscheint mir so irreal und doch war es mein Alltag, mein neues Zuhause mit meinen Mitvolontären als neue Ersatzfamilie. Ich habe mich doch gerade erst an alles gewöhnt und trotzdem scheint es, als hätte es nie irgendwas anderes als mein Leben hier gegeben. Ich will nicht von hier gehen und trotzdem freue ich mich total auf die nächsten Wochen Reisen und v.a. auf meine Familia, meinen Novio und meine Amigos en Allemania. Einerseits ist es jetzt ok zu gehen, denn die Zeit ist einfach vorbei jetzt, aber andererseits würde ich auch total gerne verlängern. Ein einziges Gefühlschaos...

Der Abschied an sich am 12. März war dann schon schwer. Am Abend davor gabs eine große Goodbye-Fiesta für Hannah, Nora und mich. Wir haben nochmal ordentlich gefeiert im amaZOOnico-Stil mit Cerveza, Ron und Vino aus dem Tetrapak. Außerdem wurde auch einmal mehr in der Küche getanzt. Einfach so wie jeder Lust hat ohne großes Tamtam und barfuß oder sockig. So richtig familiär halt. Und genau diese Familie werde ich vermissen. Der Abschied war verkatert und tränenreich, ein paar werde ich während meiner vierwöchigen Reise nochmal treffen. Andere sieht man vielleicht in den nächsten Monaten oder Jahren, ein paar vielleicht auch niemals wieder. Aber so ist das im Leben halt.

Die Zeit im amaZOOnico war unbeschreiblich. Es war nicht immer lustig oder spannend oder abenteuerlich. Aber genau deshalb war es insgesamt gesehen eine perfekte Zeit- mit seinen Höhen und Tiefen. Und ich werde sie immer in Erinnerung behalten und gerne an sie zurückdenken. Vielleicht, vielleicht komme ich eines Tages ja wieder zurück!