Samstag, 11.04.2015

Das Abenteuer ist vorbei...

Am 11. April am Nachmittag ging es dann für uns zum Flughafen von Guayaquil. Unglaublich, dass der letzte Tag gekommen war. Nach 6 Monaten war dieser manchmal heiß ersehnte und oft gefürchtete Tag da, an dem ich ins Flugzeug steigen würde und nach ein paar Stunden wieder in Deutschland aussteige, zu Hause. Wie ist die Zeit so schnell rum gegangen? Wie konnte ich so viel erleben? Das Erlebte ist so zahlreich und die Erinnerungen an die Menschen und Tiere, die ich kennen lernen durfte so wunderbar, dass es mir echt schwer fällt Abschied zu nehmen. Das Land ist so reich an wunderschöner Landschaft und Natur, die Menschen so arm und so gastfreundlich. Ecuador, du wirst mir fehlen. Aber meine Liebsten haben mir auch gefehlt, jeden Tag. Und die kann ich jetzt wieder sehen, das tröstet über den Abschied der gemischten Gefühle hinweg.

Auf nach Hause! Adiós, Ecuador!!

Freitag, 10.04.2015

La Sierra con mi mama

Von Otavalo aus fuhren wir die nächsten 13 Tage gen Süden - von der Nordgrenze Ecuadors zu Kolumbien bis in den Süden, kurz vor der Grenze zu Peru.

Die Station nach Quito und Otavalo war der Cotopaxi-Nationalpark. Nach einer ruckelnden und zuckelnden Bustour über Stock und Stein kamen wir in der wunderschönen und ab vom Schuss gelegenen Lodge an- im "Secret Garden". Nach einem warmen Glühwein-Empfang bezogen wir das Playhouse- ein Hundehüttchen oder Spielhütte. Süß aber auf 3500 Höhenmetern eisig, ohne Isolation und Kamin, wie wir die folgenden zwei Nächte feststellen sollten, bevor wir uns für die letzte Nacht ein mit Feuer geheiztes Zimmer gönnten. Ich bin halt inzwischen das einfache Leben gewöhnt, meine Mama will nicht auf jeglichen Luxus verzichten. Die drei Tage im Secret Garden erlebten wir einiges:

Am ersten Tag unternahmen wir eine kleine Wasserfall-Wanderung zum Einsteigen. Sehr schön, sehr rutschig, sehr ruhig.

Am zweiten Tag gings auf den Giganten Cotopaxi, den höchsten aktiven Vulkan der Welt, und meiner Meinung auch der schönste aufgrund seiner perfekten Form. Wir wanderten bis auf 5.000 Meter, dorthin wo die Gletscherkuppe beginnt. Und von da aus sind es "nur" noch 900 Meter nach oben, die wir uns aber nicht wirklich antun wollten. Von 4.500 Höhenmetern düste ich dann mit dem Mountainbike runter-bei Schneeregen. Aber gelohnt hat sich das allemal...!

 

Am nächsten Tag wurden unsere ganzen Kräfte schon wieder voll und ganz gefordert: für den Pasochoa. Dieser längst erloschene Vulkan direkt hinter dem Secret Garden ist auch stolze 4.200 Meter hoch, und das ist eine heidenanstrengende Wanderung von unten aus. SEEEEEEHR viel anstrengender als der Cotopaxi, den wir von 4.500 aus auf 5.000 Meter bestiegen. Sehr viel anstrengender. Aber die ganze Truppe schaffte es irgendwie doch, noch nie war ich so froh, wieder atmen zu können, als ich oben angekommen bin und es nicht mehr weiter ging. Auf dem Rückweg sahen wir Wildpferde ganz in der Nähe gemächlich grasen und den Cotopaxi auf der anderen Seite der Hochebene ruhen. Was für ein magischer Ort..

 

Nächste Station: Riobamba. Raus aus der Wildnis, rein in die Zivilisation. Vor ein paar Tagen war ich ja schonmal hier mit der Kathi, jetzt mit meiner Mama. Ich mag Riobamba irgendwie, aber an dem Tag, als wir da waren, war Gründonnerstag und dementsprechend nada los... Schade eigentlich, das einzige, was wir sahen, war ein bisschen die Stadt und abends dann noch der Umzug durch Riobamba mit lauter Musik, Feuerwerk, Tanzgruppen und dem Militär einschließlich Panzern, die durch die Stadt zogen. Sehr gute Einstimmung für Ostern, würde ich mal sagen.

Auf dem Weg von Riobamba nach Cuenca machten wir einen schön touristischen Ausflug mit einer ganz alten Eisenbahn. Die fuhr die berühmte "Nariz del Diablo"-Strecke. Der Berg war mit sehr viel Fantasie gerade so als Teufelsnase zu erkennen, den Namen hat die Zickzack-Bahnstrecke von wenigen Kilometern jedoch wohl eher von den mehreren tausend verunglückten Arbeitern beim Bau derselbigen.

Cuenca: Schöne Stadt mit riesen Kathedrale, in der wir dann auch am Abend vom Karfreitag und am Ostersonntag den Gottesdienst besuchten. Bummeln und Einkaufen kann man auch in Cuenca gut, wie wir feststellten.

 

 

Außerdem schauten wir uns am Ostersonntag die größten Überbleibsel des Inka-Imperiums auf ecuadorianischen Gebiet an. Leider hätte der Tag verregneter nicht sein können und auch von der ehemaligen großen Stadt war heute nur noch der Grundriss und ein Tempel zu sehen. Aber mit ein klein wenig Vorstellungskraft...

Ostermontag ging es in die schaurig schöne Natur des El-Cajas-Nationalpark in der Nähe von Cuenca. Dort machten wir ungefähr eine fünfstündige Wanderung mit einem sehr netten Franzosen zusammen. Die Vegetation dort war unglaublich außergewöhnlich, aber manche Aussichten hätten auch genauso gut in Schottland sein können. So unwirklich.

  

Vorletzte Station: Loja. Eigentlich relativ unattraktiv für Touristen, aber wir wollten von hier aus unser kleines Patenkind Christhel von der Kinderhilfsorganisation Plan International besuchen. Wir hielten nun schon mehr als 2 Jahre mit ihr Briefkontakt und schickten ihr zum Geburtstag und zu Weihnachten auch mal ein kleines einfaches Geschenk wie ein T-Shirt oder Malstifte. Nun konnten wir sie endlich mal besuchen. Wir fuhren mit zwei Mitarbeitern von Plan in ein kleines Dorf, circa 1 Stunde weit weg. Dort wurden wir super herzlich vom Bürgermeister begrüßt, der uns Kaffee und Toasts servierte und ganz aufgeregt war, internationale Gäste in seinem Büro zu begrüßen. Dann gings endlich nochmal raus aufs Land zur kleinen Christhel und ihrer Mama und ihrer Schwester. Alle waren ganz aufgeregt und super herzlich und gastfreundlich. Obwohl sei so arm waren, bekamen wir ein riesen Mittagessen aufgetischt und auch noch Kekse und andere Süßigkeiten aus der Region. Christhel wollte uns unbedingt ihren Lieblingsplatz, den Wasserfall in der Nähe zeigen, also zog die ganze Truppe samt Esel los. Bei einem Nachbarn bekamen wir auch noch frischgepressten Zuckerrohrsaft aus einer ratternden selbstgebauten Maschine. Man merkt die krassen Unterschiede zwischen unserem und deren Leben. Aber trotzdem gibt es auch viele Gemeinsamkeiten und wir fühlten uns eigentlich zu keinem Zeitpunkt unwohl oder fehl am Platz.

      

Nach der zweiten Nacht in Loja machten wir spontan einen letzten Abstecher nach Vilcabamba ganz im Süden, ein paar Kilometer vor der peruanischen Grenze. Das kleine Dorf, das heute von Aussteigern und alten und jungen Hippies dominiert wird, gelangte zu Ruhm durch seinen Titel "Tal der Hundertjährigen". Dort sollen extrem viele Menschen 100 Jahre und mehr werden. Ein Chilene, der wunderbaren Schmuck verkaufte erklärte uns das so: die Menschen seien einfach zufrieden mit ihrem einfachen Leben und arbeiten ihr ganzes Leben hart auf dem Feld. Dadurch bleiben sie körperlich und geistig fit und werden steinalt. Ich glaube, ich sollte auch mal einen Gemüsegarten anlegen, um meine Rente auch ordentlich ausnutzen zu können. Entspannt war dieser Tag und die Nacht in Vilcabamba sehr, unsere Lodge war auch traumhaft.

  Leider hieß es von nun an Abschied nehmen: den letzten Tag verbrachten wir nur noch im Bus, von den Anden runter an die Küste nach Guayaquil, wo es gleich unerträglich schwül und heiß wurde. Die größte Stadt Ecuadors war auch nicht sonderlich schön, uns reichten eigentlich die Eindrücke, die wir am Vormittag unseres Abflugtages bekamen. Es gab eine ganz nette und moderne Hafenpromenade und überall Iguanas-Leguane zu sehen, die sich sonnten und vor den kontaktfreudigen Touristen und Ecuadorianern mit Kameras flüchteten.

Samstag, 28.03.2015

Zurück in den Anden

Nach den paar Tagen Sonne tanken an der Küste ging es wieder in die Höhe, nach Quito.

Die lange Nachtbusfahrt in die Hauptstadt habe ich gut überstanden, sodass ich am Nachmittag meine Mutter am Flughafen abholen konnte. Welch langersehntes Wiedersehen! Auch wenn ich immer noch nicht wirklich Heimweh im Sinne von Deutschland vermissen habe, so sehne ich mich schon sehr nach meinen Liebsten. Und eine davon ist jetzt noch für die letzten zwei einhalb Wochen gekommen, um mit mir Ecuador zu bereisen!!

Nach den ersten paar komischen Minuten vereint, war es dann doch wie früher. Da es logischerweise einiges zum Erzählen gab, blieben wir den ersten Abend auch im Hotel. Den nächsten Tag dann unfreiwilligerweise auch... 5 1/2 Monate passiert nichts, mein Saumagen machte mich glücklich und überhaupt keine Probleme. Ich hab alles gegessen, ohne Bedenken und ohne Folgen. Aber einmal esse ich in Quito in einem Selbstbedienungs-Restaurant etwas und schon verderbe ich mir den Magen- aber Hallo! Den Rest könnt ihr euch denken, ausgehfähig war ich dann erst wieder 1 1/2 Tage später... Sightseeing in Quito war demnach eher spärlich, wir schauten uns ein wenig die Altstadt mit dem Plaza Grande an, besuchten ein toll gestaltetes Museum über die indigene Kunst und Kultur Ecuadors ("Mindalae") und aßen im El Mosaico, genauso wie ich mit meinen Freunden vor über 5 Monaten am Anfang meines Abenteuers hier gesessen bin. Abends gingen wir im berühmt-berüchtigten Gringo-Ausgehviertel Mariscal lecker Argentinisches Rindsteak essen und im "Beerfest" ein Bierchen trinken mit den ganzen Mitvolontärinnen, die sich zufälligerweise auch gerade in Quito aufhielten. Es war noch mal sehr schön und abschließend, einen Teil vom amaZOOnico um sich herum zu haben und sich nur nach und nach von dieser unglaublichen Zeit verabschieden zu müssen.

Am Samstag machten wir einen Tagesausflug in den Norden. Etwa nach 2 Stunden Busfahrt erreicht man das Städtchen Otavalo, in dem jede Woche ein riesiger sehr bekannter Markt stattfindet. Viele Touris inklusive. Unter anderem wir, ich gebs zu. Aber erstaunlicherweise (vielleicht dank unserer recht zeitigen Ankunft), war es relativ leer und ruhig und man konnte in aller Ruhe und stundenlang mit den Händlern über die Preise verhandeln. Nachmittags fanden wir uns mit vielen Tüten und einem gähnend leeren Geldbeutel wieder. Wir sind nunmal Frauen. Und Frauen lieben Shoppen.

 

Dienstag, 24.03.2015

¡Vamos a la playa!

Nach den Tagen in den kalten Gefilden des Andenhochlandes, beschloss ich ein paar Tage mit meiner Voluntärskollegin Nora und ihrer Freundin Katja am Strand zu verbringen! Am Tag meiner Anreise verfluchte ich meinen Plan auch schon wieder, denn von Latacunga brauchte ich geschlagene 14 Stunden, um im Partystädtchen Montañita an der Küste anzukommen... Völlig deprimiert und fertig kam ich dann endlich an, zum Glück hatten die anderen beiden schon ein Zimmer für uns organisiert. Meine Wut auf alle Ecuadorianer, die auch genau an diesem Abend an die Küste pilgerten und ich circa 2 Stunden beim Umsteigen in Guayaquil unnötig wartete deswegen, verrauchte aber ganz bald als ich mit den Mädels und einem Burrito in der Hand den Strand entlangschlenderte und meine Füße in den Wellen des Pazifiks badete. 

Der erste Tag entschädigte für alles: wir verbrachten den ganzen lieben langen Tag am Strand. Badeten. Aßen Pizza. Dösten. Liesen uns die Tasche von Streunerhunden vollpinkeln. Kurz gesagt: eine Sommeridylle mit Strand, blauem Meer, Hitze und Sonne. Abends merkte ich dann, dass es ZU viel Sonne war. Ich hatte den Sonnenbrand meines Lebens (ja auch die Hanna, die immer "so schnell braun wird, was so unfair ist" kriegt heftigsten Sonnenbrand....), um den mich dann keiner mehr beneidet. Die nächsten 4 Tage sollte ich dann als Krebs umherwandeln und die Tage drauf wie eine Raupe (Danke, Mama, für dein tierisches Fachwissen...) schälen.

Am nächsten Tag mieden wir alle erst einmal bis zum Abend die höllische Äquatorsonne. Dafür lasen wir, relaxten in der Hängematte und reisten weiter nach Puerto Lopez weiter im Norden. Den Sonnenuntergang liesen wir uns trotzdem nicht entgehen und dafür wurden wir auch echt belohnt. Auch nachdem das Farbenspiel schon vorbei war, ließen wir es uns in einem Restaurant am Strand gut gehen mit Fisch aus dem 10 Meter entfernten Meer. Bei einem kleinen Drink in einem Liegestuhl ließ sich das Meer und der Strand auch ohne Gefahr eines Sonnenbrandes genießen!

Meinen letzten Tag an der Küste verbrachten wir dann aber doch noch am Strand. Dazu fuhren wir etwas nördlich von Puerto Lopez in ein geschütztes Gebiet, das sich Las Frailes nannte. Per Taximoto/Tuc-Tuc und Bus kamen wir schließlich an diesen Traum-Strand. Im Meer und im Schatten ließ sich das Leben genießen. Viel mehr lässt sich eigentlich zu diesem Tag am Strand auch nicht sagen. Leider ging auch dieser zuneige und so hieß es ein weiteres Mal für mich Riesen-Rucksack packen und mit dem Monster-Teil weiterreisen. Nach einem letzten Mal am Strand in der Sonne nahm ich nämlich den Nachtbus nach Quito. Denn der Tag darauf war schon lange heiß ersehnt und nun endlich da...!

eine rote Hanna mit einem Buckelwalskelett (nur für dich, Papa!)

 

Sonnenuntergang bei Puerto Lopez und der Strand von Las Frailes

Freitag, 20.03.2015

Latacunga

Weiter gings nach Latacunga, ein Städtchen weiter im Norden. Falls wir nun doch noch Sonnenschein haben sollten, hatten wir vor, auf die Schutzhütte des Cotopaxi-Vulkans zu wandern oder zu dem Kratersee Quilotoa. Der Wettergott meinte es aber nicht gut mit uns und so machten wir alternative Pläne. Erst einmal besuchten wir einen noch sehr original typischen ecuadorianischen Wochenmarkt im kleinen Dorf Saquisilí. Dort schlemmten wir uns auf gut Glück mit unseren Mägen durch die komplette Markthalle (im Nachhinein kann ich sagen: ich habe wohl einen Saumagen!). Bei frischen exotischen Früchten, vor unseren Augen gepressten Fruchtsäften und den ganzen Spezialitäten wir Humitas, Pinchos, Empanadas, Tortillas de maíz con queso, Fritada oder Chulpi Chocho kann man aber auch nicht Nein sagen. Außerdem legte ich mir noch einen handgemachten Poncho aus Alpakawolle zu, um den ich bisher schon ein paar Male froh war!

 

Den Abend verbrachten wir ganz Touri-Untypisch im Kino hier. Auch wenn die Handlung nicht extrem hoch war muss ich mit Stolz sagen, dass ich so gut wie alles auf Spanisch verstand. An manchen Stellen hatte ich dann aber doch noch zum Glück Kathi als Dolmetscherin neben mir sitzen.

An unserem zweiten Tag besuchten wir die Hacienda Tilipulo ein wenig auf dem Land bei Latacunga. Vor über 300 Jahren wurde sie im Kolonialstil erbaut und diente als Textilfabrik. Vor etwa 17 Jahren wollte die ecuadorianische Regierung ein Hotel daraus machen und baute an. Obwohl so gut wie alles fast fertig aussieht, wurde das ganze Projekt nie vollendet, wie so vieles hier. Jetzt kümmert sich nur noch ein Hausmeister um die ganze Anlage, sonst steht alles leer. Und ich muss sagen, das ist echt schade! Das Gut ist wunderschön verwinkelt und die kleinen Gärtchen geschmackvoll bepflanzt und gepflegt. Wir waren wirklich erstaunt wie poetisch und wunderschön dieser Ort war. Der Hausmeister wollte uns zwar zuerst nicht reinlassen, aber als er dann merkte, dass wir gut Spanisch sprachen und wirklich interessiert waren, da öffnete er uns gerne das Tor und führte uns mit Stolz in jedes einzelne Zimmer.

 

Unseren gemeinsamen Kurzurlaub in die Sierra ließen Kathi und ich schließlich bei inzwischen echt genießbaren ecuadorianischen Bier auf der Dachterasse über Latacunga ausklingen.

 

Mittwoch, 18.03.2015

Riobamba

Nach meinem Cuyabeno-Abenteuer ging es nochmal zurück nach Tena in unser angestammtes Hostel für eine Nacht. Am nächsten Tag wollte meine bisherige Reisebegleitung weiterreisen und ich wollte mit Kathi aus dem amaZOOnico ein paar Tage verbringen. Wir beschlossen sehr sehr spontan nach Riobamba zu fahren, da es zum Einen recht nah am Chimborazo, dem höchsten Vulkan/Berg von Ecuador liegt und zum Zweiten nicht so weit weg von Tena, da Kathi nach 5 Tagen ja auch wieder arbeiten muss. Also gings mit dem gängigen Transportmittel hier, dem Überlandbus los. Nach circa 5 Stunden kamen wir auch endlich an und ich war echt froh endlich in den Anden zu sein. Ich Alpenkuh hab schon ein wenig die Berge vermisst über Weihnachten und Dezember. Hier hatte ich nun meine kühlen Temperaturen.Am ersten Tag holte ich mir auch gleich noch Schnupfen und einen Sonnenbrand, da hatte wohl jemand die Höhe und die Sonneneinstrahlung unterschätzt...

Das Wetter hatte unseren Plänen aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht und so konnten wir nicht auf die Schutzhütte des Chimborazo wandern. Wir verbrachten den Nachmittag dann in einem der höchstgelegenen Dörfer Ecuadors Salinas. Dort wurde schon in den 80er Jahren gute Entwicklungshilfe geleistet und so produzieren und vermarkten die Dorfbewohner selber ihren hergestellten Käse und die Produkte aus Alpakawolle. Man muss dazu wissen, dass der herkömmliche Käse hier eine Konsistenz wie Feta hat, komisch schmeckt und zwischen den Zähnen quietscht- also nicht gerade ein Gaumenschmaus für eine, die guten schweizer Käse gewohnt ist. Der Salinerito ist aber nach Schweizer Käseverfahren hergestellt und schmeckt unglaublich lecker. Kathi und ich kauften uns erstmal einen kleinen Laib und natürlich auch noch Mützen für kalte Tage in den Anden und in Deutschland. Nachdem wir auch noch Baguette und einen bezahlbaren Rotwein aus Argentinien gefunden hatten, stand dem "Veschpern" auf dem Hotelzimmer nichts mehr im Wege!

 

Montag, 16.03.2015

Cuyabeno

Mein erstes Reiseziel war ein Nationalpark im Norden von Ecuador. Cuyabeno schützt Fläche von 600.000 Hektar mit überwiegend Primärwald. Abgesehen von fünf verschiedenen indigenen Einwohnergruppen leben hier auch noch eine Menge sehr unterschiedliche und sehenswerte Tierarten. Das Gebiet zählt sogar zu den artenreichsten der ganzen Welt! Nach den fünf Monaten Arbeit mit Tieren des Amazonasregenwaldes dachten ich und auch noch drei Mitvolontärinnen, dass es wohl ein toller Abschluss ist, all diese Tiere nochmals in freier Wildbahn zu sehen. Und so ging es für uns am Donnnerstag los mit dem Bus in den Norden Ecuadors, nach Lago Agrio. Die Stadt an sich besteht eigentlich nur aus Erdölförderung. Sehr gemütlich ist es dort nicht wirklich, da eine hohe Kriminalität herrscht, was durch die Nähe zu der kolumbianischen Südgrenze (Drogen und Aufstände!!!) zu erklären ist. Dementsprechend waren wir schon vorsichtig, aber es sollte ja sowieso nur für eine Übernachtung sein, denn am nächsten Morgen trafen wir unsere Gruppe und die Guides für unsere Dschungelexpedition. Mit dem Bus ging es nochmal weiter bis zum Eingang vom Park, von da aus kann man nur noch Kanu fahren. Und das auch gleich mal 2 Stunden. Unsere Lodge lag also ganz schön tief im Urwald- richtig toll!

Unterwegs sahen wir schon die ersten Affen in den Bäumen herumturnen und Vögel über unsere Köpfe fliegen. Die nächsten Tage erkundeten wir den Wald und dessen Bewohner fast ausschließlich vom Kanu aus. Wir fuhren gemütlich im Boot sitzend und Kamera ausgerüstet die engen Flüsse und Nebenarme entlang und bestaunten das grüne Dickicht zu beiden Seiten, die hohen Bäume von denen Lianen und Luftwurzeln wie Vorhänge ins Wasser herunterhingen und natürlich die ganzen Tiere in der Luft, in den Bäumen und im Wasser. Wir wohnten sozusagen an der Laguna Grande, einem ziemlich großen See, von dem aus wir jeden Abend den Sonnenuntergang genießen konnten und sogar badeten. Sobald es dunkel wurde suchten wir die Ufer nach Kaimanen und Schlangen ab und wurden auch jedes Mal fündig. Bei der Nachtwanderung sahen wir eine ganze Palette an Spinnen, Kröten und Heuschrecken, die allesamt echt eine beachtliche Größe annahmen.

     

Tagsüber war es wie im Paradies: alle paar Sekunden oder Minuten zeigte unser Guide auf ein anders Tier, das in fast allen Fällen echt nah war. Wir sahen mehrere Gruppen von Wollaffen (eines unserer Highlights, nachdem wir alle einen Monat in Maquisapas Allpa auf der Auswilderunsstatin gelebt haben), Zwergseidenäffchen, Nachtaffen, Tukane, Gelbbrustaras, kleinere Papageien, Hoazine (echt coole Vögel!), zwei Dreifingerfaultiere, eine Anakonda, eine Boa, riesige Schmetterlinge und die rosanen Süßwasserdelfine. Es scheint noch alles in Ordnung zu sein hier und das hat uns echt glücklich gemacht. Denn nachdem wir gesehen haben, was manche Menschen den Tieren und der Natur grausames antun, tut einem eine Bestätigung für die Arbeit in der Tierauffangstation schon echt gut.

        

Es war alles super schiffbar, da im Moment Regenzeit ist- die beste Zeit, um fast alle Tiere zu sehen (außer Schlangen, die mögen die Trockenzeit lieber). Riesige Teile des Waldes waren komplett überschwemmt und wir sind an Baumkronen auf Kopfhöhe vorbei gefahren. Das Gebiet wechselt also alle 6 Monate komplett sein Aussehen. Kein Wunder wenn der Pegel der Flüsse und Lagunen um circa 6 Meter schwankt...

Einen Morgen regnete es ziemlich heftig und so gingen wir nicht auf Tiersuche, wie sonst, denn das wäre für die Katz gewesen. Nein, wir besuchten den indigenen Stamm der Sionas. Obwohl sie sehr gut in den Tourismus heutzutage integriert sind, leben sie trotzdem noch recht traditionell. Eine Frau zeigte uns wie man das typische Essen, ein über dem Feuer gebackenes Brot aus Yucca, zubereitet. Und ein Schamane ließ uns Blasrohrschießen und erzählte uns seine Geschichte. Außerdem hatten wir noch das Vergnügen eine Tarantel auf der Hand zu halten (die machen, wenn man sie nicht stresst gar nichts. Und wenn sie beißen sollten, so ist das auch nicht sonderlich schlimm...).

  

Abgesehen von den Ausflügen im Boot sahen wir direkt von der Terasse der Lodge und vom Aussichtsturm auch eine Menge Tiere. Abgesehen von einer grandiosen Aussicht über den Regenwald bis zum Horizont waren da z.B. Papageien, Geier, Pendlervögel, Springaffen, usw.

Wir hatten also echt unser Abenteuer in einer noch heilen Welt von Amazonien und waren schon ein wenig traurig, als es dann am Montag wieder zurück in die Zivilisation ging. Es war jedoch ein unglaublicher Abschluss von der Zeit im Dschungel!

Donnerstag, 12.03.2015

Ein neues Kapitel...

... fängt jetzt mit dem Reisen an. Noch ziemlich genau 4 Wochen bleiben mir um Ecuador zu erkunden. Ich hoffe mal, es wird ein schöner Abschluss von meinem halben Jahr hier!

Donnerstag, 12.03.2015

Hasta luego amaZOOnico!

Ich habe die letzten Wochen das Internet eher gemieden, weil ich es anstrengend fande und kein Bedürfnis hatte danach. Leider hat mein Blog ein wenig darunter gelitten. Aber ich werde es so gut wie möglich nachtragen.

Die letzten Wochen ist noch so einiges passiert hier. Ich versuch die Highlights mal zusammenzufassen.

Anfang Februar schossen wir eines unserer eigener Peccaris, weil wir genug zur Nachzucht hatten und es viele Babys gab im vergangenen Jahr. Das Schwein wurde dann präpariert, wobei wir alle zuschauen durften. Mal echt interessant in der heutigen Zeit, in der nicht mehr jede Familie ihre eigenen Hühner und Schweine schlachtet und alle darüber Bescheid wissen. Viele können ja beim Schlachten oder Zerschneiden nicht zuschauen oder mithelfen, trotzdem essen sie alle Fleisch, was dann wieder etwas scheinheilig ist meiner Meinung nach. Wir aßen dann zu 30. davon am Geburtstag unserer Köchin Vero. Es war echt sehr lecker!

Andere Partys hatten wir auch noch. Ein echtes Highlight war die Ridiculous-Party, an der sich alle so bescheuert und ausgeflippt wie möglich verkleiden sollten. Kein Problem bei dem ganzen Gerümpel, was im ganzen amaZOOnico immer wieder auftaucht. Der nächste Arbeitstag war dann etwas anstrengend, v.a. weil wir ungeplant noch alle Früchte für die Tiere, unser Essen und alle Getränke morgens um 7 Uhr hochschleppen duften. Und das über 100 Treppenstufen. Mit Kater. So fängt ein Tag doch super an. Das traurigste war auch noch, dass meine drei Schützlinge an diesem wunderschönen Morgen gestorben sind. Ich war für 12 Stunden die Mami von drei wenigen Stunden alten Babyvögeln in einem Nest, das gefunden wurde. Die Chancen standen aber so schlecht, dass sie trotz meiner hingebungsvollen Pflege starben. Ich bin sogar zwei mal mitten in der Nacht aufgestanden um zu füttern. Hier schließt man die Tierchen einfach so schnell ins Herz, obwohl man weiß, dass sie so oder so sterben werden.

Zu erfreulicheren Themen: Carnaval! Auch in Ecuador ist es ein großes Fest. Für uns hieß das erst mal, dass wir einen Haufen Touris hatten und dementsprechend auch echt viel Arbeit. Am Faschingsdienstag durften wir dann auch mal feiern. Wir gingen also alle bewaffnet mit Tonnen von Farbpulver und Sprühschaum nach Ahuano, dem nächsten Dorf hier. Auf der Gemeindewiese stieg dann die Party- eine einzige Schlacht. Am Ende waren wir kunterbunt und voller Schaum. Müde machten wir uns auf den Heimweg, der erstmal über den Rio Napo führte, dann eine gute halbe Stunde Fußmarsch über die Isla Anaconda durch den Busch. Wir mussten nur noch über den Rio Arajuno übergesetzt werden, dann wären wir zu Hause gewesen. Aber stattdessen war unser Heimweg auf der anderen Flussseite beendet, da uns nämlich unser Kanu vergessen hatte. Anfangs dachten wir, es müsst bald mal kommen, nach etwa zwei Stunden richteten sich die Ersten zum Übernachten ein. Ein Lagerfeuer wurde entfacht, wir spielten Spiele um uns Abzulenken und kuschelten uns wie Pinguine aneinander, denn auch im Regenwald kann es nachts kalt werden. Vor allem da wir alle noch klitschnass waren. Gegen 2 Uhr kam dann unsere Rettung in Form eines Kanus mit Don Victor drin. Nach einer mehr oder weniger (eher letzteres) gründlichen Dusche ging es immer noch farbig und todmüde ins Bett.

 

Meine freien Tage habe ich natürlich auch nochmal voll ausgenutzt. Ich habe entweder Wäsche gewaschen (per Hand...) oder mir einen schönen Tag gemacht mit Lesen, Schreiben, Tiere fotografieren, Filme schauen, Kochen und mehrmals am Tag in unseren Fluss wortwörtlich vor der Haustür springen und sich erfrischen. Aber die Umgebung hab ich auch noch erkundet. Einen Tag haben Kathi und ich unseren Kumpel Niko bei seiner Gastfamilie auf der Isla Anaconda, sprich anderen Flussseite besucht. Er ist mit einer Organisation hier und durfte deswegen für ein paar Wochen bei einem Arbeiter des amaZOOnicos leben. Es war ein super Tag und wir hatten tolle und bewegende Einblicke in das Familienleben von Edison.

Niko beim Einbaum-fahren

 

Edisons Haus

 

An meinen nächsten freien Tagen ging ich mit Nora und Kathi raften. Das war unglaublich lustig, aber auch echter Sport. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und bekamen deshalb auch Mittagessen- Tortillas zum selber füllen am Strand (dass es nieselte verschweig ich jetzt lieber, um euch den Neid nicht zu nehmen.). Nein im Ernst: es war muy chevere (sp. Für sehr toll/cool/super). Unsere beiden Guides waren super nett und wir hatten eine Menge Spaß, auch wenn es uns bei den reißenden Stromschnellen schon öfters aus dem Boot schleuderte. Das Wasser war dann schon sehr - ähm- erfrischend. Untergegangen ist aber dank unseren super sexy Schwimmwesten und dem schicken Helm keiner.

Außerdem besuchte ich auch noch die Cascadas de Misahuallí, die Wasserfälle von Misahuallí, einer kleinen Stadt in der Nähe. Mit Bus und per Anhalter gelangten wir dorthin.Wir gingen zum Glück frühzeitig los und so hatten wir nach dem etwa halbstündigen Aufstieg alles nur für uns zwei. Es war wunderschön dort, total abgelegen, mitten im Regenwald. Der größte der Wasserfälle fiel in ein Becken mit hohen Felswänden außen herum, man war also wirklich total abgeschieden und konnte in Ruhe baden und die Sonne auf den großen Felsblöcken genießen. Und das leckere selbstgebackene Focaccia vom Vortag essen. So kann sich ein freier Tag echt aushalten lassen...

 

Nach Misahuallí selber wollten wir eigentlich gar nicht, aber wir mussten ja irgendwie wieder zurück kommen und so hielten wir trotzdem und aßen ein paar Eis am Stiel. Weshalb wir nicht dorthin wollten hatte einen Grund: es gibt eine sehr bekannte und beliebte Touristenattraktion dort: „freie“ Kapuzineraffen. Sie wohnen dort in der Stadt am Flussufer und sind einigermaßen zahm. Sie stehlen den Touristen Essen und andere Gegenstände und das finden die bescheuerten Touris immer ganz witzig. Eigentlich ist es richtige Tierquälerei, was dort betrieben wird. Denn die Affen sind nicht freiwillig dorthin gegangen, sondern sind ehemalige Haustiere, die einfach aus den Käfigen freigelassen wurden, in denen sie jahrelang gehalten wurden. Wer weiß, dass Affen allgemein sich so sehr an Menschen binden, v.a. die sehr intelligenten Kapuziner, für den ist es auch kein Wunder, dass sie nicht von einem auf den anderen Tag ohne Mensch können. Sie bleiben also bei ihnen, außer man wildert sie ordentlich und jahrelang aus. Das ist bei den Affen in Misahuallí ganz offensichtlich nicht geschehen. Und die Touris kommen ganz nah an sie hin, berühren sie, geben ihnen Süßigkeiten, jagen sie oder greifen nach ihren Babys. Die Affen sind supergestresst und komplett durchgedreht. Kathi und ich hätten am liebsten geheult und sie alle zu uns genommen, um ihnen ein bisschen Affenwürde zurückzugeben. Als ob dieses traurige Erlebnis noch nicht genug war für den sonst genialen Tag, hatten wir auf der Rückfahrt noch ein Erlebnis der anderen Art. An der Bushaltestelle trafen wir einen süßen alten Opi, der mit seinem Eisfahrradladen/Eisladenfahrrad unterwegs war. Wir kauften ihm auch eins ab, weil er so lieb war, aber es blieb uns fast im Hals stecken, als er zu predigen begann. Denn dieser nette alte Mann war von einer hirnrissigen Sekte in Ecuador. Er tat uns ja echt leid, dass er so eine Sch**** glaubte, das Geschwafel wollten wir uns trotzdem nicht anhören. Mussten wir aber, denn der blöde Bus wollte und wollte einfach nicht kommen. Für den Opi kam die Erlösung durch den Herrn schon in wenigen Tagen (deswegen wollte er uns auch noch schleunigst auf den richtigen Weg führen), unsere kam in Form des Busses. Eine gute Sache hatte die Monologs-Unterhaltung dann doch: ich hab festgestellt, dass ich fast alles verstand. Sogar dass die Russen die Hölle gefunden haben sollen und die Schreie aus diesem Loch in der Erde ganz grausam klangen konnte ich verstehen. In diesem Fall wohl eher leider...

Höllisch gut war auch unser Ausflug zu den Lagunas Azules, den Blauen Lagunen bei Tena. Nora, Kathi und mich machten uns dort einen schönen Vormittag und Mittag. Wir kletterten auf riesigen Felsen entlang des Flusses, badeten im eiskalten Wasser und genossen die verwunschenen und einsamen Plätzchen überall.

 

 

Einen zweiten Dschungelwalk mit unserem Waldhüter Ruben unternahm ich auch noch. Beim ersten Versuch haben Jana uns ja schön verlaufen auf der Suche nach seinem Haus. Inzwischen wusste ich jedoch, wo es war, dennoch wollte uns wohl das Schicksal immer noch einen Strich durch die Rechnung machen, da kein Kanu kam und wir deshalb den Bus verpassten. So konnten wir bei strammen Marsch in Richtung Rubens Haus immerhin den Morgen-Nebel über dem Regenwald bewundern. Bis uns glücklicherweise ein Camioneta (kleiner LKW/Lieferwagen) mitnahm. Wäre auch zu schade gewesen, wenn wires wieder nicht rechtzeitig zu Ruben geschafft hätten, denn es war wirklich unglaublich, was wir alles sahen. Die weniger spektakulären Entdeckungen sind Paka- (riesiges nachtaktives Nagetier) und Tapir-Spuren und viele Rufe von Tukanen und verschiedenen Papageien. Das coole war die Spur eines Riesengürteltiers, da es sehr sehr selten hier ist und wir nicht wussten, dass es überhaupt noch welche bei uns im Schutzwald gibt. Unsere Waldhüter haben auch erst einmal überhaupt eine Spur gesehen. Außerdem sahen wir eine Gruppe von fünf Mönchsschweifaffen und das gleich drei Mal. Einmal sah ich einem direkt in sein Gesicht und er mir, bevor er schnell abhaute. Das war echt richtig cool!

 

eine haarige Raupe

 

Und jetzt heißt es schon wieder Abschied nehmen. Kaum zu glauben, aber meine Tage als Volontärin im amaZOOnico sind gezählt. Wie konnte das nur passieren, ich bin doch gerade erst angekommen?! Und gleichzeitig kommt mir meine Ankunft schon wieder so ewig her vor. Mein Abenteuer hier im Regenwald mit den Tieren erscheint mir so irreal und doch war es mein Alltag, mein neues Zuhause mit meinen Mitvolontären als neue Ersatzfamilie. Ich habe mich doch gerade erst an alles gewöhnt und trotzdem scheint es, als hätte es nie irgendwas anderes als mein Leben hier gegeben. Ich will nicht von hier gehen und trotzdem freue ich mich total auf die nächsten Wochen Reisen und v.a. auf meine Familia, meinen Novio und meine Amigos en Allemania. Einerseits ist es jetzt ok zu gehen, denn die Zeit ist einfach vorbei jetzt, aber andererseits würde ich auch total gerne verlängern. Ein einziges Gefühlschaos...

Der Abschied an sich am 12. März war dann schon schwer. Am Abend davor gabs eine große Goodbye-Fiesta für Hannah, Nora und mich. Wir haben nochmal ordentlich gefeiert im amaZOOnico-Stil mit Cerveza, Ron und Vino aus dem Tetrapak. Außerdem wurde auch einmal mehr in der Küche getanzt. Einfach so wie jeder Lust hat ohne großes Tamtam und barfuß oder sockig. So richtig familiär halt. Und genau diese Familie werde ich vermissen. Der Abschied war verkatert und tränenreich, ein paar werde ich während meiner vierwöchigen Reise nochmal treffen. Andere sieht man vielleicht in den nächsten Monaten oder Jahren, ein paar vielleicht auch niemals wieder. Aber so ist das im Leben halt.

Die Zeit im amaZOOnico war unbeschreiblich. Es war nicht immer lustig oder spannend oder abenteuerlich. Aber genau deshalb war es insgesamt gesehen eine perfekte Zeit- mit seinen Höhen und Tiefen. Und ich werde sie immer in Erinnerung behalten und gerne an sie zurückdenken. Vielleicht, vielleicht komme ich eines Tages ja wieder zurück!

Samstag, 14.02.2015

Virtuelle Tour durch amaZOOnico

Damit ihr mal seht, wie ein Teil meiner Arbeit so ausschaut, habe ich eine virtuelle Tour durch den amaZOOnico zusammengestellt.

Das ist die offizielle Touristentour, die wir manchmal mehrmals täglich in allen Sprachen, die wir mehr oder weniger beherrschen (bei mir ist es Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch und ab und an auch mal Schwiizerdütsch...), den Besuchern servieren. Bei 99% der Volontäre ruft das Geräusch eines herannahendes Kanu voller Touristen eher das Grauen hervor und dann wird -im Notfall auch mit Schere-Stein-Papier- entschieden, wer die Tour machen muss. Für euch schreib ich die Tour aber doch gerne nochmal zusammen.

Willkommen also im amaZOOnico! Ich bin Hanna, eine Volontärin für 5 Monate und komme aus Deutschland. Heute bin ich euer Guide durchs amaZOOnico. Wenn ihr Fragen habt könnt ihr sie mir gerne stellen. (In diesem Fall wohl doch eher über Kommentare oder Nachrichten...) Wir sind kein Zoo, sondern eine Tierauffangstation. Das bedeutet, wir bekommen alle unsere Tiere von der ecuadorianischen Regierung, die sie aus privaten Haushalten oder vom Schwarzmarkt konfisziert. Sie werden hierher gebracht und sind oft in einem so miserablen Zustand, dass schon 1/3 der Tiere in den ersten Tagen oder Wochen stirbt. Sie sind extrem gestresst vom Transport in kleinen Kisten, haben lange kein Wasser oder Nahrung bekommen, hatten schon lange Krankheiten oder Verletzungen usw. Das ist die traurige Zahl der Statistik. Die schönere Zahl sind dann die 1/3, die wir nach einer gewisser Zeit hier wieder in den Regenwald auswildern können. Das ist das Ziel mit all unseren Tieren. Leider klappt das nicht mehr in allen Fällen und so bleibt das letzte Drittel der Tiere für immer bei uns in Käfigen. Sie waren einfach schon zu lange Haustiere und sind an Menschen gewöhnt oder aber sie haben chronische Krankheiten oder Verletzungen, um die wir uns kümmern müssen. Diese Tiere würden in der Natur nicht überleben und deswegen ist es für sie besser bei uns zu bleiben. Wir versuchen ihnen deshalb ein möglichst artgerechtes und natürliches Leben zu ermöglichen. Genau diese Tiere werden wir heute sehen. Wir haben noch einige andere Käfige abseits der Touristentour mit Tieren, bei denen eine Chance besteht, dass sie bald ausgewildert werden können. Wir wollen aber den Kontakt mit den Menschen möglichst gering halten.

Wir sind Teil eines größeren Projekts, das 1993 von einer Schweizerin und einem Ecuadorianer gegründet wurde und für den Schutz des Regenwaldes und dessen Bewohner kämpft. Das Projekt heißt Selva Viva und besteht neben unserer Tierauffangstation aus dem Schutzwald, in den wir unsere Tiere auswildern. Er hat eine Fläche von 1750 Hektar (ungefähr 4x4 km) und wird jeden Tag von unseren zwei Waldhütern vor Wilderern und Holzfällern geschützt. Außerdem beinhaltet das Projekt eine Schule für die Kinder der Quichua-Gemeinde, wo sie eine gute Bildung mit Fremdsprachen erhalten und so eine bessere Chance haben, später einen Job zu bekommen. Deren Eltern sind oft auch in unser Projekt involviert. Entweder sie bauen die Früchte und das Gemüse an, das wir als Nahrung für die Tiere kaufen oder sie arbeiten als Hausmeister, Koch oder Tourguide bei uns oder in einer unserer beiden Lodges Liana Lodge oder Runa Huasi. Das sind die anderen Teile des Projekts. Sie werden auf ökologischer Basis geführt und die Touristen können dort übernachten und uns damit auch finanziell weiterhelfen.

Wir sind nämlich eine private Organisation, d.h. wir bekommen keinerlei finanzielle Unterstützung des Staates. Wir sind abhängig von den Eintrittsgeldern und Spenden der Touristen. Eine kleine Spende nach der Tour ist also sehr Willkommen.

Bevor wir gehen noch ein paar Regeln: Bei uns im Zentrum gibt es freilebende Affen. Es kann passieren, dass sie zu nahe kommen oder euch sogar berühren. Bitte bleibt in so einer Situation ruhig und schreit oder berührt den Affen bitte nicht. Dann wird der Affe auch nicht aggressiv. Es kommt aber sehr selten vor, dass so etwas passiert. Bitte versucht auch nicht die Tiere zu berühren oder steckt keine Finger in den Käfig- so harmlos das Tier auch aussehen mag, wir wissen nie wie es reagiert. Bitte füttert die Tiere nicht und redet nicht mit ihnen. Das kann komisch klingen, aber wir haben Papageien, die Stimmen imitieren können und wir wollen nicht, dass sie es öfter machen, als sowieso schon, da es ein Problem mit der Auswilderung gibt.

Ok, dann lasst uns loslegen- Vamos!

 

Zuerst einmal haben wir hier unsere Hellroten Aras im Baum. Sie waren früher Haustiere und die Besitzer haben ihnen mehrmals die Flügel gestutzt. Deshalb sind die Muskeln eingegangen und die Aras werden das Fliegen nie wieder lernen. Sie sind aber gute Kletterer, deshalb können sie sich in den beiden Bäumen frei bewegen, aber nicht wegfliegen. So leben sie ein einigermaßen natürliches Leben, auch wenn wir sie nie mehr auswildern können.

In diesem Käfig sehen wir unsere beiden Weißbrusttukane. Der mit dem größeren Schnabel ist das Männchen (auf der rechten Seite). Von 41 verschiedenen Tukanarten ist diese hier die größte, aber auch sehr gefährdet. Die Quichua glauben seit jeher daran, dass der Tukan ein besonderen Status hat und deshalb werden die Federn bei Schamanen-Ritualen in Dekorationen und Kronen benutzt. Die Tiere werden dafür getötet. Da die Schamanen ihre „Utensilien“ jedoch für circa 50 Jahre benutzen, konnte sich die Population immer regenerieren. Die Probleme kamen erst auf, als die Touristen die Rituale als Attraktion sehen wollten und den Schmuck der Schamanen kaufen wollten. So wurden viel zu viele Tukane getötet. Auch Papageien werden wegen ihres farbenfrohen Gefieders getötet und es werden Souvenirs aus den Federn hergestellt. Diese zwei Tukane kann man nicht mehr auswildern, da sie zu sehr an Menschen gewöhnt sind und deshalb leicht einzufangen oder zu töten wären.

Ein bisschen weiter kann man unsere Anaconda bestaunen. Sie heißt Esmeralda und ist stolze drei Meter lang. Anacondas wachsen jedoch ihr ganzes Leben lang. Deswegen gibt es so viele Schauergeschichten und Hollywood-Filme, die besagen, dass Anacondas 50 Meter lange Monster sind und in Dörfer kommen und Kinder zu fressen. Das ist natürlich nicht war, abgesehen davon, dass die längste je gefundene Anaconda 9 Meter lang war. Dennoch töten die Menschen hier alle Anacondas aus Angst. Unsere Esmeralda würde sich nicht verstecken, da sie ihr ganzes Leben hier bei uns im Zentrum verbracht hat und deswegen keine Scheu vor den Menschen zeigt.

Anacondas gehören zur Familie der Boas. Die bekanntere Boa ist jedoch die Boa constrictor, von denen wir meistens auch welche im Zentrum haben. Da sie eine wunderschön gemusterte Haut haben, werden sie oft als Touristenattraktionen verwendet, wo man ein Foto mit ihnen machen kann, während sie einem um den Hals liegen. Es sieht natürlich super cool aus, dennoch ist es ganz schrecklich für die Schlange. Parfum, Sonnencreme und Moskitoschutz sind auf der Haut der Menschen- für die sehr empfindliche Schlangenhaut aber sehr giftig. Wenn der Schaden an der Haut nicht allzu groß ist, wenn sie zu uns kommen, regeneriert die Haut meist, da sich Schlangen alle 2-3 Monate häuten. Das Schlimmere jedoch ist, dass die Besitzer dieser Attraktionen den Schlangen (die ja Würge- und keine Giftschlangen sind) die Zähne herausschneiden oder sogar -reißen. Dadurch verliert die Schlange ihren Instinkt zu fressen, weshalb wir sie zwingen müssen zu fressen. Das ist für uns, aber auch für die Schlange nicht gerade angenehm, wenn wir dies jedoch nicht tun, würde sie verhungern (was sie in den allermeisten Touristenattraktionen auch tun...).

Das laute Geschrei der Papageien hört man oft schon von Weitem. Circa die Hälfte der Anzahl unserer Tiere sind Papageien. Das liegt daran, dass sie wunderschön anzusehende Tiere mit vielen Farben sind. Und deshalb kaufen viele Leute sie als Haustiere- illegal natürlich... In einem kleinen Käfig eingesperrt und unter großen Schmerzen leidend, weil ihre Flügel gebrochen oder gestutzt wurden, schreien sie ununterbrochen. Die Besitzer wollen sie deshalb meist auch so bald wie möglich wieder loswerden. Wir bekommen also immer mehr Papageien. Und die bleiben auch alle bei uns, weil wir sie nie wieder auswildern können. Die Gründe dafür sind:

1. Sie können teilweise nicht mehr fliegen und werden es auch nicht mehr erlernen.

2. Sie waren so lange unter Menschen, dass sie all ihre Scheu verloren haben und deswegen sofort zur nächsten Siedlung fliegen würden. Man würde sie wieder einfangen und verkaufen oder gar töten.

3. Der wichtigste Grund aber ist, dass es in Ecuador ein Gesetz gibt, dass das Auswildern aller Papageien verbietet. Es gibt nämlich ein Papageienfieber (Psitacosis), bei dem die Vögel nicht unbedingt krank werden müssen, sondern auch einfach nur die Bakterien übertragen können. Wenn ein Papagei, Bakterien in seinem Körper hat, müssen also nicht zwingend Symptome von außen sichtbar sein. Nur ein Bluttest kann die Bakterien nachweisen und der kostet so extrem viel, dass wir uns das nicht leisten können.

Also bleiben alle Papageien lebenslang hinter Gittern. Auch wenn wir ihnen eine einigermaßen natürliches Leben zu ermöglichen versuchen und sie ein schön großes Gehege haben, ist es trotzdem noch ein Leben in Gefangenschaft. Und das kann sehr lange werden, denn sie können bis zu 75 Jahre alt werden! Eine interessante Sache gibt es noch: die Amazonen-Papageien sind ausgezeichnet im Imitieren. In der Natur lernen sie von ihrer Mutter, wie man die Geräusche ihrer Fressfeinde nachmacht (Puma, Jaguar, …). Wenn sie also angegriffen werden, machen sie dieses Geräusch so täuschend echt nach, dass die Raubkatze denkt, sie sei im Territorium einer ihrer Artgenossen und sucht schnell das Weite. Für die Amazone heißt das Überleben. In Gefangenschaft (und sie sind oft Haustiere) imitieren sie die Geräusche aus unserem Leben, das heißt Telefone, Hunde, Babys oder unsere Wörter (z.B. Hola, Papaya, Ciao,...). Das hört sich lustig an, aber ist eigentlich traurig für die Vögel, weil wir sie dann nicht mehr auswildern können. Sie können anderen Vögeln diese Wörter beibringen und das wäre dann ein riesiger Nachteil im täglichen Kampf ums Überleben.

    

Gleich darauf kommen wir zu den Flachlandtapiren, die größten Tiere Südamerikas, die leider auch sehr gejagt werden. Unser Männchen Carnaval (er kam an Karneval...), war ein Haustier. Unglaublich, wenn man mal seine Größe und die Futtermengen betrachtet. Er ist genauso zahm und auf Gestreicheltwerden aus wie Navi (Navidad=Weihnachten auf Spanisch- ihr könnt euch wahrscheinlich denken warum sie so genannt wurde), unsere Tapir-Lady. Sie wurde als wenige Tage altes Baby von dem Jäger selbst gebracht, der ihre Mutter erschossen hatte. So wurde sie hier mit der Flasche aufgezogen und ist inzwischen ausgewachsen. Tapire sind ausgezeichnete Schwimmer, sie sind sogar schneller im Wasser als an Land. Die anderen Bewohner in ihrem kleinen Weiher sind Wasserschildkröten, die immer ganz geordnet auf Baumstämmen sitzen und sich an der Sonne aufwärmen, und ein Zwergkaiman.

 

 

 

 

Hier haben wir endlich mal unsere ersten Affen. Das sind die Wollaffen Retro und Martin und der Kapuzineraffe Michael. Ich finde sie haben einer der traurigsten Geschichten hier im amaZOOnico. Retro kam mit drei anderen Wollaffen von einem Besitzer, der Kettenraucher war. Das haben wir so herausgefunden, dass alle einen Raucherhusten haben und das Alphamännchen Federico auch im letzten November an Lungenkrebs starb. Martin ist als Babyaffe auf den Kopf gefallen (vielleicht von den Besitzern absichtlich geworfen?), sodass nun die Hälfte seines Körpers gelähmt ist und er ein Bein nachzieht. Michael gehört zu der intelligentesten Affenart ganz Südamerikas. Da er in einem zu kleinen Käfig war für lange Zeit ist er durchgedreht. Eine andere sogenannte Tierauffangstation hatte mehrere Kapuziner unter schlimmsten Bedingungen gehalten und teilweise auch elendig verrecken lassen. Heute ist Michael sehr aggressiv und weiß nicht, wie man sozial agiert, er ist also nie ein Teil einer Gruppe und wird es wahrscheinlich auch nie werden. Deshalb wird er immer hier bleiben müssen.

   

Ich riech ihn meistens schon gar nicht mehr, aber den meisten Touristen weht der Schweineduft unserer Peccaries schon entgegen. Das sind Wildschweine, die hier im Regenwald in mehr oder weniger großen Gruppen leben. Sie sind nicht gefährdet (was eine Seltenheit ist im amazOOnico...). Deswegen wollen wir auch nicht alle Tiere im Gehege auswildern sondern einen Teil unserer Schweine der Quichua-Gemeinde geben, damit sie selber eine Zucht betreiben und die Tiere daraus essen und nicht mehr Jagen gehen. Jagd auf Pecaries ist einigermaßen vertretbar, auch wenn es immer besser ist ein Tier aus einer Zucht zu essen, denn in das System des Waldes einzugreifen. Aber die Jagd auf bedrohte Tiere wie Tapire, Affen oder Vögel soll minimiert werden dadurch.

 

Als nächstes sehen wir unsere Wildkatzen. Besonders süß sind sie aber nicht. Trotz ihrer geringen Größe sind Jaguarundis ganz schön aggressiv und gehässig. Sie haben einen sehr langen Körper, der an einen Wiesel erinnert, damit sie schnell rennen und hoch springen können. Felix, unser Männchen wurde in einem Hotelzimmer vor ein paar Jahren gefunden. Ein Tourist wollte ihn wohl als Haustier halten oder verkaufen, hat es sich vor seiner Abreise dann doch anders überlegt und das gute Tier kurzerhand dem Hotel überlassen. Felix` Gefährtin Esmeralda wurde als Baby vor ein paar Jahren mutterseelenallein im Wald gefunden. Die Mutter wurde wohl getötet und so wuchs Esmeralda bei uns auf. Auswildern können wir jedoch keine einzige Wildkatze, wenn sie seit sie ein Baby ist in Gefangenschaft lebte. Denn sie müssen alles Nötige, um in der Natur zu überleben von der Mutter lernen, und diese hatten sie ja nicht. Ebenso könnten wir eventuellen Nachwuchs nicht mehr auswildern, da dessen Mutter selber nicht Jagen oder sich Verteidigen kann.

 

Auf dem Weg zum nächsten Gehege stolpert man immer wieder fast über eine unserer freien Landschildkröten. Sie liegen gerne mal mitten auf dem Weg (manchmal auch auf dem Rücken) und sind bekanntlich ja sehr sehr langsame Tiere. Deswegen dauert das auch manchmal, bis es so ein Tierchen geschafft hat, ins Gebüsch zu kriechen.

 

Wir haben noch einen zweiten Kaiman, den Brillenkaiman. Er ist größer als der erste, leider auch ein wenig scheuer. Wenn man Glück hat, sieht man ihn bei gutem Wetter jedoch halb an Land liegend. Er verhält sich einigermaßen natürlich, jagt also auch sein eigenes Essen, was in diesem Falle die Tilapia-Fische in seinem Teich sind. Diese wurden ursprünglich von Afrika nach Südamerika gebracht, um sie zu züchten. Heutzutage sind sie als Speisefische sehr beliebt, sind jedoch auch nun in den normalen Gewässern oft anzutreffen. Das Problem dabei ist, dass Dynamitfischen immer noch oft praktiziert wird. Es geht schneller und ist billiger, dennoch tötet es nicht nur die essbaren Fische, sondern jegliches andere Leben, wie z.B. Frösche, Kaimane, Anakondas, Schildkröten, usw. Den meisten Menschen hier sind die Konsequenzen einfach nicht bewusst oder sie sind einfach bitterarm. Dennoch ist es extrem verantwortungslos gegenüber der Natur und deren Zukunft. Und wir als Tierauffangstation können keine Wassertiere in die Gewässer auswildern, da sie innerhalb weniger Tage tot wären.

 

Unsere elegantesten Tiere, die Ozelote kommen als Nächstes. Sie sind auch Wildkatzen und werden ebenfalls nicht so groß. Einige Menschen denken deshalb wohl, dass es ein super Haustier wäre und kaufen sich ein kleines Ozelot-Baby. Wenn die Tiere noch ganz jung sind funktioniert das Ganze auch noch. Erst wenn sie älter und kräftiger werden, kommen die Instinkte. Und der Instinkt zum Revierverteidigen kann für den Besitzer ganz schön unangenehm werden. Manche können nicht mal mehr ihre eigene Wohnungbetreten, weil die nicht erziehbare Wildkatze sie so sehr angreift. Dann landen die Tiere auf der Straße oder kommen im besseren Falle zu uns. Wir können ihnen zwar ein einigermaßen natürliches Leben bieten, in die Freiheit entlassen dürfen wir sie trotzdem nie mehr. 

Der letzte Käfig ist von Klammeraffen bewohnt. Wir haben eine ganze Familie hier mit Papa Johann, Mama Meia und den beiden Töchtern. Die eine ist bald erwachsen und kann deshalb auch in den nächsten Tagen ausgewildert werden, die andere ist im Dezember geboren. Klammeraffen sind die größten Affen in Südamerika, deshalb jedoch auch sehr wegen ihres Fleisches gejagt. Als das Zentrum hier vor über 20 Jahren öffnete waren alle Klammeraffen ausgerottet in dieser Region. Es ist uns aber gelungen eine neue Population anzusiedeln, die inzwischen auch schon um die 25 Tiere zählt und jedes Jahr Nachwuchs bekommt. Johann und Meia werden wir nach mehreren gescheiterten Auswilderungsversuchen im Gehege behalten müssen, dafür kann ihr Nachwuchs in Freiheit leben.

 

Ich hoffe, ihr konntet trotz der Ausführlichkeit noch einigermaßen folgen und habt ein wenig mehr über meine Arbeit hier in der Tierauffangstation und über die Tiere selbst gelernt. Falls ihr noch Fragen haben solltet, dann könnt ihr mir sie natürlich gerne stellen!