Montag, 16.03.2015

Cuyabeno

Mein erstes Reiseziel war ein Nationalpark im Norden von Ecuador. Cuyabeno schützt Fläche von 600.000 Hektar mit überwiegend Primärwald. Abgesehen von fünf verschiedenen indigenen Einwohnergruppen leben hier auch noch eine Menge sehr unterschiedliche und sehenswerte Tierarten. Das Gebiet zählt sogar zu den artenreichsten der ganzen Welt! Nach den fünf Monaten Arbeit mit Tieren des Amazonasregenwaldes dachten ich und auch noch drei Mitvolontärinnen, dass es wohl ein toller Abschluss ist, all diese Tiere nochmals in freier Wildbahn zu sehen. Und so ging es für uns am Donnnerstag los mit dem Bus in den Norden Ecuadors, nach Lago Agrio. Die Stadt an sich besteht eigentlich nur aus Erdölförderung. Sehr gemütlich ist es dort nicht wirklich, da eine hohe Kriminalität herrscht, was durch die Nähe zu der kolumbianischen Südgrenze (Drogen und Aufstände!!!) zu erklären ist. Dementsprechend waren wir schon vorsichtig, aber es sollte ja sowieso nur für eine Übernachtung sein, denn am nächsten Morgen trafen wir unsere Gruppe und die Guides für unsere Dschungelexpedition. Mit dem Bus ging es nochmal weiter bis zum Eingang vom Park, von da aus kann man nur noch Kanu fahren. Und das auch gleich mal 2 Stunden. Unsere Lodge lag also ganz schön tief im Urwald- richtig toll!

Unterwegs sahen wir schon die ersten Affen in den Bäumen herumturnen und Vögel über unsere Köpfe fliegen. Die nächsten Tage erkundeten wir den Wald und dessen Bewohner fast ausschließlich vom Kanu aus. Wir fuhren gemütlich im Boot sitzend und Kamera ausgerüstet die engen Flüsse und Nebenarme entlang und bestaunten das grüne Dickicht zu beiden Seiten, die hohen Bäume von denen Lianen und Luftwurzeln wie Vorhänge ins Wasser herunterhingen und natürlich die ganzen Tiere in der Luft, in den Bäumen und im Wasser. Wir wohnten sozusagen an der Laguna Grande, einem ziemlich großen See, von dem aus wir jeden Abend den Sonnenuntergang genießen konnten und sogar badeten. Sobald es dunkel wurde suchten wir die Ufer nach Kaimanen und Schlangen ab und wurden auch jedes Mal fündig. Bei der Nachtwanderung sahen wir eine ganze Palette an Spinnen, Kröten und Heuschrecken, die allesamt echt eine beachtliche Größe annahmen.

     

Tagsüber war es wie im Paradies: alle paar Sekunden oder Minuten zeigte unser Guide auf ein anders Tier, das in fast allen Fällen echt nah war. Wir sahen mehrere Gruppen von Wollaffen (eines unserer Highlights, nachdem wir alle einen Monat in Maquisapas Allpa auf der Auswilderunsstatin gelebt haben), Zwergseidenäffchen, Nachtaffen, Tukane, Gelbbrustaras, kleinere Papageien, Hoazine (echt coole Vögel!), zwei Dreifingerfaultiere, eine Anakonda, eine Boa, riesige Schmetterlinge und die rosanen Süßwasserdelfine. Es scheint noch alles in Ordnung zu sein hier und das hat uns echt glücklich gemacht. Denn nachdem wir gesehen haben, was manche Menschen den Tieren und der Natur grausames antun, tut einem eine Bestätigung für die Arbeit in der Tierauffangstation schon echt gut.

        

Es war alles super schiffbar, da im Moment Regenzeit ist- die beste Zeit, um fast alle Tiere zu sehen (außer Schlangen, die mögen die Trockenzeit lieber). Riesige Teile des Waldes waren komplett überschwemmt und wir sind an Baumkronen auf Kopfhöhe vorbei gefahren. Das Gebiet wechselt also alle 6 Monate komplett sein Aussehen. Kein Wunder wenn der Pegel der Flüsse und Lagunen um circa 6 Meter schwankt...

Einen Morgen regnete es ziemlich heftig und so gingen wir nicht auf Tiersuche, wie sonst, denn das wäre für die Katz gewesen. Nein, wir besuchten den indigenen Stamm der Sionas. Obwohl sie sehr gut in den Tourismus heutzutage integriert sind, leben sie trotzdem noch recht traditionell. Eine Frau zeigte uns wie man das typische Essen, ein über dem Feuer gebackenes Brot aus Yucca, zubereitet. Und ein Schamane ließ uns Blasrohrschießen und erzählte uns seine Geschichte. Außerdem hatten wir noch das Vergnügen eine Tarantel auf der Hand zu halten (die machen, wenn man sie nicht stresst gar nichts. Und wenn sie beißen sollten, so ist das auch nicht sonderlich schlimm...).

  

Abgesehen von den Ausflügen im Boot sahen wir direkt von der Terasse der Lodge und vom Aussichtsturm auch eine Menge Tiere. Abgesehen von einer grandiosen Aussicht über den Regenwald bis zum Horizont waren da z.B. Papageien, Geier, Pendlervögel, Springaffen, usw.

Wir hatten also echt unser Abenteuer in einer noch heilen Welt von Amazonien und waren schon ein wenig traurig, als es dann am Montag wieder zurück in die Zivilisation ging. Es war jedoch ein unglaublicher Abschluss von der Zeit im Dschungel!