Freitag, 10.04.2015

La Sierra con mi mama

Von Otavalo aus fuhren wir die nächsten 13 Tage gen Süden - von der Nordgrenze Ecuadors zu Kolumbien bis in den Süden, kurz vor der Grenze zu Peru.

Die Station nach Quito und Otavalo war der Cotopaxi-Nationalpark. Nach einer ruckelnden und zuckelnden Bustour über Stock und Stein kamen wir in der wunderschönen und ab vom Schuss gelegenen Lodge an- im "Secret Garden". Nach einem warmen Glühwein-Empfang bezogen wir das Playhouse- ein Hundehüttchen oder Spielhütte. Süß aber auf 3500 Höhenmetern eisig, ohne Isolation und Kamin, wie wir die folgenden zwei Nächte feststellen sollten, bevor wir uns für die letzte Nacht ein mit Feuer geheiztes Zimmer gönnten. Ich bin halt inzwischen das einfache Leben gewöhnt, meine Mama will nicht auf jeglichen Luxus verzichten. Die drei Tage im Secret Garden erlebten wir einiges:

Am ersten Tag unternahmen wir eine kleine Wasserfall-Wanderung zum Einsteigen. Sehr schön, sehr rutschig, sehr ruhig.

Am zweiten Tag gings auf den Giganten Cotopaxi, den höchsten aktiven Vulkan der Welt, und meiner Meinung auch der schönste aufgrund seiner perfekten Form. Wir wanderten bis auf 5.000 Meter, dorthin wo die Gletscherkuppe beginnt. Und von da aus sind es "nur" noch 900 Meter nach oben, die wir uns aber nicht wirklich antun wollten. Von 4.500 Höhenmetern düste ich dann mit dem Mountainbike runter-bei Schneeregen. Aber gelohnt hat sich das allemal...!

 

Am nächsten Tag wurden unsere ganzen Kräfte schon wieder voll und ganz gefordert: für den Pasochoa. Dieser längst erloschene Vulkan direkt hinter dem Secret Garden ist auch stolze 4.200 Meter hoch, und das ist eine heidenanstrengende Wanderung von unten aus. SEEEEEEHR viel anstrengender als der Cotopaxi, den wir von 4.500 aus auf 5.000 Meter bestiegen. Sehr viel anstrengender. Aber die ganze Truppe schaffte es irgendwie doch, noch nie war ich so froh, wieder atmen zu können, als ich oben angekommen bin und es nicht mehr weiter ging. Auf dem Rückweg sahen wir Wildpferde ganz in der Nähe gemächlich grasen und den Cotopaxi auf der anderen Seite der Hochebene ruhen. Was für ein magischer Ort..

 

Nächste Station: Riobamba. Raus aus der Wildnis, rein in die Zivilisation. Vor ein paar Tagen war ich ja schonmal hier mit der Kathi, jetzt mit meiner Mama. Ich mag Riobamba irgendwie, aber an dem Tag, als wir da waren, war Gründonnerstag und dementsprechend nada los... Schade eigentlich, das einzige, was wir sahen, war ein bisschen die Stadt und abends dann noch der Umzug durch Riobamba mit lauter Musik, Feuerwerk, Tanzgruppen und dem Militär einschließlich Panzern, die durch die Stadt zogen. Sehr gute Einstimmung für Ostern, würde ich mal sagen.

Auf dem Weg von Riobamba nach Cuenca machten wir einen schön touristischen Ausflug mit einer ganz alten Eisenbahn. Die fuhr die berühmte "Nariz del Diablo"-Strecke. Der Berg war mit sehr viel Fantasie gerade so als Teufelsnase zu erkennen, den Namen hat die Zickzack-Bahnstrecke von wenigen Kilometern jedoch wohl eher von den mehreren tausend verunglückten Arbeitern beim Bau derselbigen.

Cuenca: Schöne Stadt mit riesen Kathedrale, in der wir dann auch am Abend vom Karfreitag und am Ostersonntag den Gottesdienst besuchten. Bummeln und Einkaufen kann man auch in Cuenca gut, wie wir feststellten.

 

 

Außerdem schauten wir uns am Ostersonntag die größten Überbleibsel des Inka-Imperiums auf ecuadorianischen Gebiet an. Leider hätte der Tag verregneter nicht sein können und auch von der ehemaligen großen Stadt war heute nur noch der Grundriss und ein Tempel zu sehen. Aber mit ein klein wenig Vorstellungskraft...

Ostermontag ging es in die schaurig schöne Natur des El-Cajas-Nationalpark in der Nähe von Cuenca. Dort machten wir ungefähr eine fünfstündige Wanderung mit einem sehr netten Franzosen zusammen. Die Vegetation dort war unglaublich außergewöhnlich, aber manche Aussichten hätten auch genauso gut in Schottland sein können. So unwirklich.

  

Vorletzte Station: Loja. Eigentlich relativ unattraktiv für Touristen, aber wir wollten von hier aus unser kleines Patenkind Christhel von der Kinderhilfsorganisation Plan International besuchen. Wir hielten nun schon mehr als 2 Jahre mit ihr Briefkontakt und schickten ihr zum Geburtstag und zu Weihnachten auch mal ein kleines einfaches Geschenk wie ein T-Shirt oder Malstifte. Nun konnten wir sie endlich mal besuchen. Wir fuhren mit zwei Mitarbeitern von Plan in ein kleines Dorf, circa 1 Stunde weit weg. Dort wurden wir super herzlich vom Bürgermeister begrüßt, der uns Kaffee und Toasts servierte und ganz aufgeregt war, internationale Gäste in seinem Büro zu begrüßen. Dann gings endlich nochmal raus aufs Land zur kleinen Christhel und ihrer Mama und ihrer Schwester. Alle waren ganz aufgeregt und super herzlich und gastfreundlich. Obwohl sei so arm waren, bekamen wir ein riesen Mittagessen aufgetischt und auch noch Kekse und andere Süßigkeiten aus der Region. Christhel wollte uns unbedingt ihren Lieblingsplatz, den Wasserfall in der Nähe zeigen, also zog die ganze Truppe samt Esel los. Bei einem Nachbarn bekamen wir auch noch frischgepressten Zuckerrohrsaft aus einer ratternden selbstgebauten Maschine. Man merkt die krassen Unterschiede zwischen unserem und deren Leben. Aber trotzdem gibt es auch viele Gemeinsamkeiten und wir fühlten uns eigentlich zu keinem Zeitpunkt unwohl oder fehl am Platz.

      

Nach der zweiten Nacht in Loja machten wir spontan einen letzten Abstecher nach Vilcabamba ganz im Süden, ein paar Kilometer vor der peruanischen Grenze. Das kleine Dorf, das heute von Aussteigern und alten und jungen Hippies dominiert wird, gelangte zu Ruhm durch seinen Titel "Tal der Hundertjährigen". Dort sollen extrem viele Menschen 100 Jahre und mehr werden. Ein Chilene, der wunderbaren Schmuck verkaufte erklärte uns das so: die Menschen seien einfach zufrieden mit ihrem einfachen Leben und arbeiten ihr ganzes Leben hart auf dem Feld. Dadurch bleiben sie körperlich und geistig fit und werden steinalt. Ich glaube, ich sollte auch mal einen Gemüsegarten anlegen, um meine Rente auch ordentlich ausnutzen zu können. Entspannt war dieser Tag und die Nacht in Vilcabamba sehr, unsere Lodge war auch traumhaft.

  Leider hieß es von nun an Abschied nehmen: den letzten Tag verbrachten wir nur noch im Bus, von den Anden runter an die Küste nach Guayaquil, wo es gleich unerträglich schwül und heiß wurde. Die größte Stadt Ecuadors war auch nicht sonderlich schön, uns reichten eigentlich die Eindrücke, die wir am Vormittag unseres Abflugtages bekamen. Es gab eine ganz nette und moderne Hafenpromenade und überall Iguanas-Leguane zu sehen, die sich sonnten und vor den kontaktfreudigen Touristen und Ecuadorianern mit Kameras flüchteten.